Daniel Henrich
SOUNDSTRUCTURES
"Defining Visual Music
There are differently formed visual structures that can be called Visual Music.
[…]
A visualization of music which is the translation of a specific musical composition (or
sound) into a visual language, with the original syntax being emulated in the new visual
rendition. This can be done with or without a computer. This can also be defined as
intermedia. [...]" (Jack Ox, Cindy Keefer, On curating recent digital abstract visual music,
2006)
Klang ist Energie, messbar, speicherbar, reproduzierbar. Klänge können codiert und
decodiert werden. Musik wird niedergeschrieben. Abstrakte Symbole angeordnet in
Strukturen repräsentieren Klänge.
Wenn ein Steinmetz einen Stein behaut so begleiten Klänge diesen Prozess. Zu jedem
Hieb gibt es einen Klang, zu jedem Eisen sowie zu jedem Stein einen Einzigartigen.
Fragt man einen Steinmetz ob er aus der Oberfläche des Stückes den dazugehörigen
Klang abrufen kann so wird es dies bejahen. Der Klang der Bearbeitung ist somit mehr als
ein simples ephemeres Nebenprodukt, er wurde in der Oberfläche konserviert.
Um Klang darzustellen muss man zunächst verstehen wie der Klang aufgebaut ist.
Klang, bzw. Schall ist eine Welle, die aus einer Oszillation von Druck zusammengesetzt
aus Frequenzen durch ein Medium übertragen wird. Um die Zusammensetzung der
Schallwelle zu analysieren bedarf es einer Aufschlüsselung der einzelnen
Frequenzen. Hierzu dient die Kurzzeit Fourier Transformation
(STFT) da diese zusätzlich Informationen über das zeitliche Auftreten von
Frequenzanteilen im Signal bereitstellt. Dadurch ist sie besonders für Signale, wie
Schallwellen, deren Frequenzeigenschaften sich im Laufe der Zeit
verändern geeignet. Hierbei wird das Signal in kurze Zeitabschnitte unterteilt und deren
Spektralbereich aufgeschlüsselt, anstatt nur das Frequenzspektrum des gesamten Signals
zu analysieren. Drei Faktoren benötigt man dementsprechend zur Codierung, bzw.
Decodierung (Zu der Zeit X bei Frequenz Y liegt die Amplitude bei Z).
In meiner Serie Soundstructures versuche ich die original Syntax des Klanges mit dem
Material der Klangentstehung zu repräsentieren. Zunächst wähle ich Material und Format,
wobei sich manche Formate aus dem Material ergeben, anschließend vollziehe ich die
Handlung, welche die Oberfläche beschreibt und gleichzeitig den Klang erzeugt. Dieser
Klang wird aufgezeichnet, anhand einer Kurzzeit Fourier Transformation entsprechend der
Auflösung des Formates analysiert und im Anschluß als eine Art Partitur
niedergeschrieben. Wie ein Musiker, geleitet von einem Dirigenten, streng der Partitur
folgend wird der ursprünglich eingefangene Klang so oft wiederholt bis sich die Struktur
vollends ausgebildet hat und das Stück zu Ende ist. Somit ist jedes Werk mehr als nur
eine Skulptur oder Zeichnung, es ist auch Aufführung und Speicherung. Ein kurzer
Moment tausendfach wiederholt, rhythmisierte Handlung, ein Ostinato, Klang und Stille
zugleich, visuelle Musik.
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